Aifach guat!

Genauso ist es! Einfach gut! So dachte ich mir, als ich die letzten Tage wieder einmal viele unterschiedlichste Termine zu bestreiten hatte. Denn heutzutage katholischer Priester zu sein, mit all den oft herausfordernden Umfelddaten und nicht immer positiven und aufrichtigen Medienmitteilungen bezüglich der Kirche, ist nicht immer «Aifach guat»!

In der wunderbaren Pfarrei unserer Davoser Landschaft, wo man die Menschen und ihre individuellen Sichtweisen kennt, ist dann aber viel mehr gut als gedacht.

Eine festliche Hochzeitsmesse, mit einem jungen Paar, welches das Ehesakrament spürbar ehrlichen Herzens feiert, sich Treue und Liebe verspricht in guten und schlechten Tagen, mit einer Hochzeitsgesellschaft von eher kirchenfernen jungen Erwachsenen, die plötzlich, aufgrund der Predigt einen neuen Zugang zu Glaubensfragen bekommen und dem Pfarrer beim Apéro «Löcher» in den Bauch fragen: «Aifach guat»!

Der Religionsunterricht in der Oberstufe mit Jugendlichen die Fragen stellen, dass es einem Pfarrer warm ums Herz wird. Tiefgang, Inhalt, Kritik, Überzeugung: «Aifach guat»!

Ein ökumenischer Festgottesdienst in St. Johann, bei dem nach 500 Jahren erstmals ein katholischer Pfarrer auf der reformierten Kanzel predigt und sich ein spürbares Zusammengehörigkeitsgefühl einstellt: «Aifach guat»!

Die Festmesse am Bettagsabend in der Marienkirche, mit fast voller Kirche, darunter zahlreiche Kinder, die im Davoser Schülerchor singen; Jugendliche, Familien und treue Gottesdienstbesucher, welche dem eidgenössischen Dank-, Buss- u. Bettag durch ihr gottesdienstliches Mitfeiern den eigentlichen Sinn geben: «Aifach guat»!

Ein Elternabend mit interessierten und motivierten Eltern, die ihren Kindern MEHR auf den Lebensweg mitgeben wollen und so zu einer ganzheitlichen Entwicklung ihres Kindes MIT und nicht OHNE Gott und die Gemeinschaft der Kirche beitragen: «Aifach guet»!

Und, wenn auf die Frage des Pfarrers an die Eltern nach Verbesserungsvorschlägen, Ideen und konstruktiver Kritik für unser Pfarreileben als Antwort kommt «in der katholischen Pfarrei ist es «aifach guat», es läuft, wir kommen gerne, aus Zeitgründen vielleicht zu wenig, aber wir sind dabei und erfahren Kirche mit Tiefgang», dann ist das «Aifach guat»!

Ein Anruf. Eine weit in den 90gern stehende Person bittet den Pfarrer, zu einer Lebensbeichte zu kommen da sie spürt, es geht dem Ende entgegen. Und: es wird eine rührende sakramentale Stunde. Ein Moment, in dem sich eine Lebensgeschichte versöhnen darf mit Gott und sich selbst: «Aifach guat»!

Ein Seniorennachmittag mit grossartigen und vom Leben gezeichneten Frauen und Männern. Frohe Stunden, die Gemeinschaft und Wertschätzung vermitteln: «Aifach guet»!

Die letzte Kirchgemeindevorstandssitzung mit dem alten Kirchgemeindepräsidium, mit einem Präsidenten und Mitarbeitern, die sich mit aussergewöhnlichem Einsatz für die Zukunft der katholischen Kirche Davos engagiert haben. Und: motivierte jüngere Nachfolger, die bereit sind, persönliche Zeit für die Kirche zu investieren: «Aifach guat»!

Donnerstagnachmittag im Pfarreizentrum: Lebensmittel werden an zahlreiche Familien der Region verteilt. Dank der Freiwilligenarbeit im caritativen Bereich «deckt sich das Tischlein» auch für in Not geratene und bedürftige Mitmenschen: «Aifach guat»!

Ja, im Leben eines katholischen Priesters, der im Namen der alten Mutter Kirche arbeitet, gibt es viel mehr an Gutem und Schönem als gedacht. Und ich danke allen, die durch ihr Mitmachen, Mitarbeiten, Mitdenken, Mitbeten, Mitkritisieren, durch ihre finanzielle Unterstützung der Kirchensteuer, ihr soziales, gottesdienstliches und zwischenmenschliches Engagement mithelfen, dass die Welt im Namen Jesu Christi ein bisschen besser werden kann, besser, durch dich und mich! Das ist doch «Aifach guat»!

Mit dankbaren und herzlichen Grüssen!

Dekan Pfr. Kurt B. Susak

Katholische Kirche Davos