Chrisammesse in der randvollen Kathedrale Chur
Dekan Susak, Vikar Niederberger und Theologe Dr. Näf brachten die Heiligen Öle von Chur ins Dekanat Davos.
von Pfarrer Kurt Benedikt Susak
Die grosse Empörung
Im Sortiment von Aldi und Lidl gibt es neuerdings neben dem beliebten «Osterhasen» einen religiös neutralen «Sitzhasen». Die Schokolade wird wohl dieselbe sein. Dies sorgte zum Teil für grosse Empörung! Ebenso darüber, dass medial immer öfter über die muslimische Ramadan-Fastenzeit berichtet wird, aber die christliche Fastenzeit kaum mehr Beachtung findet. Warum auch? Während die Muslime im Ramadan streng fasten, beten und ihr Leben neu ausrichten, geht in unseren Breitengraden alles normal weiter. In gewissen Kirchgemeinden hat man bereits Mühe damit, dass genügend Leute zum kostenlosen ökumenischen «Fastenessen» kommen. Die Fastenzeit wird bei uns eher dafür genützt, «zu sich selbst zu finden» (viel Glück dabei!) oder einen Kurzurlaub über Ostern zu planen. Kurzflüge oder der obligatorische Stau, trotz des gesellschaftlich so dringend proklamierten Klimaschutzes, inbegriffen. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Das Kreuz mit dem Kreuz
Weil Kreuze bei uns schon lange abgehängt sind und christliche Kultur aus Schulen und öffentlichen Räumen so gut wie verschwunden ist - irritiert es den religionsneutralen und weltoffenen Zeitgenossen, dass der «religionsfreie» Raum nun von anderen eingenommen werden könnte. Da scheint es folgerichtig, dass weitere Feiertage (zunächst ist an den Pfingstmontag gedacht) zugunsten des Wirtschaftswachstums gestrichen werden sollen. Mit einem verlängerten Pfingstwochenende wird es dann wohl nichts mehr. Auch hier ist die Empörung gross! Und dies, vor allem auch bei denjenigen, die schon lange aus den Kirchen ausgetreten sind. Interessante solidarische Zusammenhänge! Es ist wie ein Teufelskreis. Je weniger Christentum gelebt wird, desto weniger Christentum wird sichtbar. Wer das Kreuz nicht will, hat sein Kreuz mit dem Kreuz und dem ehemals christlichen Abendland. Unserer säkularen Gesellschaft bläst die Quadratur des Kreises ins Gesicht.
Provokation des Christentums
Ich gebe zu, diese Worte sind provokant. Das sind die Worte Jesu in der Hl. Schrift bis heute! Wenn wir in den kommenden Tagen in die Heilige Woche eintreten, dann zeigt sich in ihr eine einzige Provokation. Das Kreuz, den einen: Ärgernis und Torheit, den anderen: Weisheit und Gottes Kraft. Gott selbst provoziert!
Der Dichterpfarrer Lothar Zenetti formuliert es so:
Das Kreuz des Jesus Christus durchkreuzt und provoziert was ist und macht alles neu.
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
was keiner sagt, das sagt heraus,
was keiner denkt, das wagt zu denken,
was keiner anfängt, das führt aus.
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen,
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein,
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
wenn alle mittun, steht allein.
Wo alle loben, habt Bedenken,
wo alle spotten, spottet nicht,
wo alle geizen, wagt zu schenken,
wo alles dunkel ist, macht Licht.
Das Kreuz des Jesus Christus durchkreuzt und provoziert was ist und macht alles neu.
Zusammenbruch
Wenn wir manchmal resignieren könnten und es den Anschein hat, alles bricht zusammen, unsere Kultur und Werte, Anstand, Respekt, soziales Engagement in Vereinen und Kirchen, ja sogar der Glaube oder unsere Familie selbst, wenn wir in Sorge sind angesichts der Kriege und der scheinbaren Ausweglosigkeit einer «müden» und «ausgebrannten» Gesellschaft, dann sind wir in bester Gesellschaft mit den Jüngern am Karfreitag. Der, auf den sie ALLES gesetzt hatten, ist tot. Doch im Tod ist das Leben! Erst wenn eine satte Gesellschaft am scheinbaren Nullpunkt angelangt ist, und alle künstliche Intelligenz keinen Weg mehr kennt, dann ist die Stunde des Karfreitags vollkommen. Und diese Stunde ist bitter.
Aufbruch
Wer jedoch in allen Lebenslagen mit Gott rechnet, der wird Zeichen und Wunder erleben. Der erkennt, im scheinbaren Tod ist das Leben. Das Alte muss vergehen, damit Neues werden kann. Das Kreuz durchkreuzt und schafft in der Auferstehung des Gekreuzigten neues, wahres und ewiges Leben. Dieses Leben feiern wir am Hochfest der Auferstehung Jesu Christi, im Geheimnis des Glaubens. Wir alle sind herzlich eigeladen den Palmsonntag als Tor zur Heiligen Woche, den Gründonnerstag als Ganzhingabe Jesu beim letzten Abendmahl, sein Leiden und seinen Tod am Karfreitag und: an Ostern sein und unser Leben zu feiern.
Ich wünsche allen eine gesegnete und im Glauben stärkende Karwoche!
Dekan Pfarrer Kurt B. Susak, Katholische Kirche Davos
Dekan Susak, Vikar Niederberger und Theologe Dr. Näf brachten die Heiligen Öle von Chur ins Dekanat Davos.
Die farbenfrohe Palmprozession für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, ist für viele Davoser Familien, Kinder und Jugendliche mittlerweile eine feste Tradition vor Ostern.