Authentischer und bescheidener Lebensstil

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Eng verbunden mit der Geschichte von Davos ist die Gestalt des Heiligen Johannes des Täufers. Denn die erste urkundliche Erwähnung von Davos, findet sich im Zusammenhang mit Nennung der damaligen Pfarrei St. Johann Baptist, im Jahre 1160 im Bischöflichen Archiv in Chur. Die Provinz Raetia wurde im 1. Jahrhundert wohl unter Tiberius gegründet. Hauptstadt war Augsburg. Sie wurde unter Kaiser Konstantin um 300 in die Provinzen Raetia prima (Hauptstadt Chur) und Raetia secunda (Hauptstadt Augsburg) aufgeteilt. Im Zuge der Christianisierung wurde in Chur das älteste Bistum nördlich der Alpen errichtet, das schon im Jahr 451 mit Bischof Asinio als Bischofssitz urkundlich bezeugt ist. Nach und nach wurde in den weiten Bistumsregionen Kirchen gebaut und Pfarreien gegründet. So auch im Landwassertal. Dass man damals als Patron für Davos und die älteste Kirche im Landwassertal, den Hl. Johannes den Täufer wählte, hing eng damit zusammen, dass diese Kirche für den Bischof von Chur eine zentrale Taufkirche für die ganze Region darstellte. Damals noch im einen Glauben vereint, bauten die Davoser mit der Besiedlung durch die Walser im 13. Jahrhundert die Pfarrkirche St. Johann weiter aus und errichteten 1481 den grossen Turm. Im Zuge der Reformation 1528 gingen den Katholiken ihre Kirchen verloren, bis sich mit dem aufkommenden Kurwesen bald wieder katholisches Leben in Davos entfalten konnte. Um die Geschichte von Davos aufzunehmen und weiterzuführen, wählte man 1892 beim Bau der Marienkirche, als zweiten Patron wiederum den Hl. Johannes den Täufer. Und selbst beim Neubau des Pfarreizentrums 2017 wurde der geschichtlichen Relevanz des Hl. Johannes des Täufers für Davos Rechnung getragen: Die kunstvoll gestaltete Altarnische im Pfarreisaal zieren neben dem Verweis auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes, die Hl. Maria und eben der Hl. Johannes der Täufer.

Johannes: Cousin Jesu, Täufer, Prophet
Sechs Monate vor dem Heiligabend, wird am 24. Juni, der sogenannte Johannistag, der Geburtstag des Hl. Johannes begangen, über den die kirchliche Tradition sagt, es sei der Cousin Jesu. Damit ist Johannes neben Maria, der Mutter Jesu, der einzige Heilige, dessen Geburtstag liturgisch gefeiert wird. Schon allein das kann man als einen Hinweis auf die Bedeutung dieses Propheten, am Übergang vom alten zum neuen Bund, sehen, über den Jesus selber sagt: „Unter allen Menschen hat es keinen grösseren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist grösser als er.“ In der Tat gilt Johannes bis heute unter den Bibelwissenschaftlern als jener grosse Prophet, der durch sein wortgewaltiges Auftreten das Volk auf das Kommen Jesu vorbereitet hat – auf den ersehnten Messias. Glaubt man den Aufzeichnungen des ältesten Evangeliums, das des Markus, dann hatte Johannes tatsächlich auch Erfolg damit. Denn dort heisst es: „In Scharen strömten die Menschen aus der ganzen Provinz Judäa und aus Jerusalem zusammen, um Johannes zu hören. Sie bekannten offen ihre Sünden und liessen sich von ihm im Jordan taufen.“

Authentischer Mann klarer Worte
Seine Beinamen der Täufer oder der Vorläufer, machen deutlich, dass sein Leben ganz davon geprägt war, auf Jesus, der ein halbes Jahr jünger war als er selbst, zu verweisen. Ihn als Retter und Erlöser dem Volk anzukündigen, sah Johannes als seine Berufung an. Aber auch eine radikale Umkehr von ihrem ungerechten Verhalten und eine Änderung ihres unsozialen Lebensstils forderte Johannes von seinen Landsleuten ein. Johannes war ein Mensch, der mit seiner radikalen Kritik auch an manchen Religionsführern und ihrer Moral nicht zurückhielt. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund. Die Schriftgelehrten seiner Zeit, nannte er beispielsweise „Schlangenbrut“ und im Matthäusevangelium ruft Johannes den Zuhörern seiner Busspredigten zu: „Schon ist die Axt erhoben, um die Bäume an der Wurzel abzuschlagen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Wer umkehrt zu Gott, den taufe ich mit Wasser. Aber nach mir wird einer kommen, der viel mächtiger ist als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Matthäus 3,10-11). Die Menschen, die Johannes erlebten, spürten, dass er es ernst meint. Authentischer und bescheidener Lebensstil würden wir das heute nennen. Aber Vorsicht: Johannes hatte mit seinem Auftreten nicht nur Freunde. Für viele war er wohl genau deshalb ein unbequemer Zeitgenosse, weil er den Finger in die Wunden seiner Zeit legte. Als Johannes schliesslich die familiären Verhältnisse des Königs Herodes Antipas öffentlich anprangerte, der im Ehebruch lebte, landete er im Gefängnis und wurde nach dem bekannten Tanz der Salome geköpft.
Es tut gut immer wieder auf das Leben bedeutender Gestalten zu blicken und von ihnen zu lernen. Klarheit, Profil, Authentizität, Gottverbundenheit und Bescheidenheit: der Hl. Johannes der Täufer, Patron unserer Vorfahren in Davos, und verbindende Gestalt der christlichen Konfessionen, kann und will uns diese Werte auch heute vermitteln.
(Der Hl. Johannes der Täufer, 2. Patron der Kath. Pfarrei Davos, ziert seit 2017 den rechten Altarflügel im Pfarreizentrum. Der Künstler Robert Maag hat Johannes bewusst in die Davoser Landschaft (Sertiger Wasserfall) integriert um auf dessen langes Ortspatronat zu verweisen).

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