Botschaft von Papst Franziskus an das World Economic Forum
Zum World Economic Forum (WEF) entsandte der Vatikan S. Em. Peter Kardinal Turkson nach Davos, der wiederum mit der vatikanischen Delegation im Pfarrhaus bei Dekan Kurt Susak logierte.
von Pfarrer Kurt Benedikt Susak
Kann man in diesem Jahr unbeschwert Weihnachten feiern?
Die Frage scheint berechtigt. Denn wir feiern Weihnachten auf dem europäischen Kontinent nach 1945 im Krieg. Waren es die letzten Jahre die Beschränkungen aufgrund der Pandemie, sind es in diesem zu Ende gehenden Jahr Schlagwörter wie Zeitenwende, Energiekrise, Blackout, Rezession, Klimakrise, Glaubenskrisen, Inflation, Spaltungstendenzen in Gesellschaft, Politik, Kirche und Familie, Korruption bis in die höchsten politischen Ebenen wie z. B. aktuell in der Europäischen Union. Kann man so unbeschwert Weihnachten feiern?
Weihnachtliche Zeitenwende
Es war während des Ersten Weltkriegs, an der Westfront, 1914. Wie die Tage, die Wochen zuvor, bringt der 24. Dezember den Soldaten Tod und Verderben. „Alles was ich (...) gehört hatte in den Schützengräben war das Krachen und Jaulen der Maschinengewehrfeuer“ erinnerte sich der britische Veteran Alfred Anderson, der 2005 im Alter von 109 Jahren starb. Anderson ist damals 18 Jahre alt, als am frühen Morgengrauen des 25. Dezembers 1914 das Unglaubliche geschieht: Plötzlich schweigen die Waffen. Schilder werden hochgehalten. „Frohe Weihnachten“ ist dort zu lesen oder „Merry Christmas“. Die Feinde - kriechen aus den Schützengräben. Erst nur einzelne, dann immer mehr. Mitten auf dem Schlachtfeld schütteln sie sich die Hände und singen im Niemandsland Weihnachtslieder, die alle kennen: „Stille Nacht! Holy Night!“. Die Soldaten weinen vor Freude und Heimweh. Sie zeigen sich Fotos ihrer Familien, tauschen deutsches Bier gegen englischen Pudding. Als legendär gelten Fussballspiele zwischen den Granattrichtern - mit Helmen als Torpfosten. Die Waffenruhe verbreitet sich an der gut 700 Kilometer langen Frontlinie. Offiziere versuchen, Verbrüderungen zu unterbinden, drohen mit standrechtlichen Erschiessungen. Aber die Soldaten gehorchen den Befehlen nicht. Es ist doch Weihnachten. Einer schreibt in einem Brief an seine Familie: „Auf beiden Seiten herrschte eine Stimmung, dass endlich Schluss sein möge. Wir litten doch alle gleichermassen unter Läusen, Schlamm, Kälte, Ratten und Todesangst. Wir lagen uns in den Armen, weinten, lachten und verstanden: das ist Weihnachten! Endlich Friede!“ Als das wohl schönste und ergreifendste Weihnachten im Leben des jungen Anderson beendet ist, feuern die Soldaten am nächsten Tag zunächst noch über die Köpfe der jeweiligen Gegner, doch dann geht das grosse Schlachten weiter - noch fast vier Jahre lang.
Dieser Zeitzeugenbericht ergreift. Denn damals wie heute findet Weihnachten in Krieg, in Krisen und in menschenunwürdigen Umständen statt. Damals wie heute gibt es weiche und harte Herzen, gibt es Gläubige und Ungläubige, Versöhnung und Hass, Hilfsbereitschaft und Egoismus.
Einen kurzen Moment erlebte der junge Soldat - wie er es bis an sein Lebensende immer wieder betonte - inmitten des Krieges - das schönste und ergreifendste Weihnachten seines Lebens. Mit anderen Worten: Das Weihnachten der Herzen! Hier zeigt sich eindrücklich, was die Botschaft von Weihnachten vermag, was Menschen guten Willens vermögen.
Göttliche Zeitenwende
In jener Heiligen Nacht leitet Gott selbst die Zeitenwende ein. In die von Menschenhand geschaffene Wirklichkeit, kommt Gott. Der Mensch nämlich schafft sich Himmel und Hölle, Frieden und Krieg, Gerechtigkeit und Lüge, weil er nicht bereit ist, sich vom göttlichen Willen und seinem Gewissen leiten zu lassen. In das Dunkel von Egoismus, Gottesferne, Hass und Selbstherrlichkeit kommt das Licht des Kindes von Betlehem. Es kann aber nur Menschen erfassen, die offen sind für das wunderbare Wirken Gottes. Menschen, die guten Willens sind, wie die Engel es verkünden. Was an Weihnachten gefeiert wird, ist das zentrale Alleinstellungsmerkmal der Christenheit. Gott wird Mensch, um uns von der menschengeschaffenen Wirklichkeit zu erlösen. Nicht mehr Sünde und Tod haben das letzte Wort, sondern die Überwindung der Endlichkeit in die erlösende Ewigkeit. «Freue dich oh Christenheit»!
Dürfen wir uns also in diesem Jahr auf Weihnachten freuen?
Ja, vielleicht sogar dringender denn je. Denn in die Realität unserer Zeit kommt Gott. Wir brauchen neue Kraft. Wir sehnen uns nach Frieden. Wir wissen alle, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Wir zerstören die Welt und uns selbst. Darum braucht es neuen Aufschwung und Mut. Es braucht neu denkende Menschen, die guten Willens sind, die inspiriert sind, der weihnachtlichen Botschaft Hand und Fuss zu verleihen. Es braucht Dich und Mich, damit aus dem Kleinen das Grosse erwachsen kann.
Gerade in diesem Jahr soll Weihnachten nicht nur beim Familienfest, bei Geschenken, Essen und Fernsehen gefeiert werden. Unsere Kirchen sind offen für alle – denn «Christ, der Retter ist da»!
So wünsche ich Ihnen, Ihren Familien, der ganzen Gemeinde und unseren Gästen, frohe und gesegnete weihnachtliche Festtage.
Ihr
Pfarrer Kurt B. Susak, Dekan
Zum World Economic Forum (WEF) entsandte der Vatikan S. Em. Peter Kardinal Turkson nach Davos, der wiederum mit der vatikanischen Delegation im Pfarrhaus bei Dekan Kurt Susak logierte.
Durch Vermittlung von Prof. Dr. Jochen Kammann (Davos) findet am Lichtmesssonntag, 2. Februar 2025, um 16.45 Uhr, in der Marienkirche ein besonderes Orgelkonzert mit Konzertorganist Ralf Borghoff statt.
Wenn am Wochenende vom 1. und 2. Februar 2025, in der katholischen Kirche Davos das Fest «Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess» gefeiert wird, dann soll die Bitte um «Licht», um Gesundheit und Segen im Mittelpunkt stehen.