Ein Fest mit Einmaligkeitscharakter

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Die Glockenweihe mit Pfarreifest sorgte für eine tiefe Verbundenheit. (Davoser Zeitung vom 24.9.2021 von Redakteur Andri Dürst)

Spricht man mit Dekan Pfarrer Kurt Susak über die Glockenweihe bei der Marienkirche, die am vergangenen Sonntag stattfand, kommt er sogleich ins Schwärmen. «Ein historischer Tag – für ganz Davos, nicht nur für uns Katholiken», meint er und spricht damit die Verbundenheit an, die dieses aussergewöhnliche Fest mit sich brachte.

Alles begann damit, dass vor einiger Zeit statische Überprüfungen zu Tage brachten, dass der Glockenstuhlboden im Turm der Marienkirche dringend verstärkt werden muss. Im Klartext heisst dies: Die Mauer des Turms muss geöffnet und Stahlträger eingezogen werden. Ein beträchtlicher Aufwand, aber auch eine tolle Möglichkeit, das Geläut zu erweitern, fand Susak. Denn nachdem das ursprüngliche, 1893 eingebaute Geläut im ersten Weltkrieg zugunsten der Kriegsmittelproduktion eingeschmolzen werden musste, fand erst 1930 wieder ein ordentliches Geläut den Weg in die Marienkirche (siehe DZ vom 17. September). Da damals das Geld nicht gerade in rauen Mengen vorhanden war, einigte man sich auf fünf Glocken.

Gerne hätte Susak um Synergien zu nutzen das Geläut um zwei Glocken erweitert. Doch das Verdikt des Kirchgemeindepräsidenten war klar: «Dafür haben wir kein Geld». So machte sich der Pfarrer auf die Suche nach Spendnern – und fand sie. Die anonym bleibend wollenden Stifter legten in erstaunlich kurzer Zeit das notwendige Geld zusammen. «Die beiden neuen Glocken mitsamt ihren notwendigen Installationen belasten somit das Konto der Kirchgemeinde um keinen einzigen Rappen», erklärt Susak.

Eine Glocke für den Frieden

Bald begann die Planung der Neuanschaffung. Das bestehende Geläut sollte klanglich um je einen Ton nach oben un nach unten erweitert werden. So erklärt sich auch, wieso die eine der neuen Glocke – die «Friedensglocke» – dermassen grosse Abmessungen besitzt. Mit ihren 4890 Kilogramm Gewicht ist sie neu die zweitschwerste Glocke im Kanton. Der Name kommt dabei nicht von ungefähr: «Das WEF hätte den Auftrag, den Frieden zu fördern. Ganz im Sinne des Papstes: ‹Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen, und nicht der Mensch der Wirtschaft›. Darum ist geplant, dass die neue Glocke während des Jahrestreffens jeweils um 12 Uhr läutet», so der Plan. WEF-Gründer Klaus Schwab habe man diesbezüglich bereits angeschrieben – und dieser habe sehr positiv reagiert.

Die Vervollständigung des Glockengeläuts zu einem Salve-Regina-Motiv wird zudem durch die Anschaffung einer weiteren, kleinen Glock erreicht. Während die Grosse Christus und dem Friedensstifter Bruder Klaus – dem Schweizer Schutzpatron – gewidmet ist, wurde die Kleine dem Patron des Landwassertals – Johannes dem Täufer – geweiht. Für Susak ist die Installation der beiden neuen Klangkörper ein wichtiges Zeichen, dass auch die heutige Generation den Glauben lebe und das, was frühere Generationen erschaffen haben, weiterführen möchte. Denn bekanntlich wurde auch der Eingansbereich und die Umgebung der Marienkirche neu gestaltet.

Historischer Anlass verlangt ein grosses Fest

Im Zuge der Zeitplanung wurde schnell klar, das die Vollendung dieser Baustelle mit dem eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag zusammenfallen würde – ein ideales Datum für die Glockenweihe. So wurde auch Bischof Joseph Maria Bonnemain zur Feier eingeladen. Dieser sagte sogar andere Termine ab, um in Davos dabei sein zu können. Denn nicht nur für die Davoser, nein, auch für einen Bischof ist eine Glockenweihe ein seltenes Ereignis. Ebenfalls anwesend waren vier Schweizergardisten – drei Ehemalige sowie ein Aktiver, die die Feier begleiteten.

Bedeutung von Glocken unterschätzt?

Begonnen hat der Festtag bereits um 8.30 im Dorf. Vor der Kirche St. Theodul startete der Festzug. Via Promenade und Obere Strasse brachte ein gigantischer Umzug die beiden neuen Glocken sicher zu ihrem Bestimmungsort. Nach der Messe, diversen Grussworten wichtiger Persönlichkeiten und dem Mittagessen war es dann soweit: Die beiden neuen Klangkörper wurden in den Turm gehieft. Für Susak ein Tag, den er nie mehr vergessen wird. «Wie das Fest Davos bewegt hat!», schwärmt er. «So viele Menschen haben Anteil genommen an diesem Anlass». Glocken hätten wohl eine viel grössere Bedeutung für die Menschen, als man glaube. «In den Medien hört man oft nur von den negativen Seiten der Glockengeläute – sie würden zu lange dauern und würden die Ruhe stören». Doch das Ganze sei ein urchristliches Kulturerbe, das eine ganz eigene Strahlkraft auf die menschliche Seele habe.

Doch zurück zu den neuen Glocken in der Marienkirche. Bis sie erstmals ordnungsgemäss ertönen können, vergeht nun noch einige Zeit. Zuerst müsse das Loch im Turm zugemauert werden, anschliessend seien diverse Justierungen nötig, damit die neuen Glocken harmonisch zum bestehenden Geläut schwingen. Der Pfarrer rechnet mit rund drei bis vier Wochen. Die Vorfreude ist ihm gut anzumerken: «Wir haben in Davos bereits ein wunderschönes Geläute bei der St. Johann-Kirche, sowie zwei kleinere im Dorf, die nun mit unserer Neuanschaffung wunderbar ergänzt werden».

Petrus erbarmte sich für das Glockenfest

Ein Fest, das Davos wohl nicht so schnell vergessen wird, fand am vergangenen Sonntag statt. Der Glockenaufzug bei der Marienkirche stand auf dem Plan. Im Beisein von Kutsche, Schweizergardisten, rund 70 Ministrantinnen und Ministranten und vielen weiteren wurden zwei neue Glocken vom Dorf an den Platz transportiert. Und trotz teils miserablen Wettervorhersagen blieb es trocken, ja sogar einige Sonnenstrahlen fanden den Weg ins Landwassertal. Für den Anlass reiste sogar Bischof Joseph Maria Bonnemain an – der dann auf den Tag genau ein halbes Jahr im Amt war. Im Rahmen des Pontifikalamtes hielt er eine kurzweilige Festpredigt, die den Churer Oberhirten nahbar machte und die Besuchenden zu spontanem Applaus verleitete.

Auch die weiteren Redner an diesem historischen Tage referierten unterhaltend und informativ. Der Präsident der katholischen Kirchgemeinde, Dino Brazerol; Pfarreiratspräsident Simone Bonvissuto; der für den Kirchen-Umbau verantwortliche Architekt Georg Krähenbühl; die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Davos, Irma Wehrli; die Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirchenregion Davos, Marianne Aguilera, Ständerat Stefan Engler sowie Landammann Philipp Wilhelm kamen zu Wort. Letzterer spann einen wichtigen Gedanken, den die katholische Pfarrei bei ihren Investitionen in den Vordergrund gerückt hatte, weiter: «Wagen, investieren, gestalten – diesen Geist wollen wir auch bei der politischen Gemeinde leben».

Die am Nachmittag erfolgte Glockenweihe sowie der Glockenaufzug mussten bei etwas nasser Witterung durchgeführt werden. Doch die Regentropfen seien Freudentränen des Himmels, meint Dekan Pfarrer Kurt Susak augenzwinkernd dazu. Der Euphorie und dem Zusammenhalt der Anwesenden tat dies keinen Abbruch.

 

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