Katholischer Pfarrer auf reformierter Kanzel

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Am kürzlichen Bettag spielte sich in der Kirche St. Johann Historisches ab: Zum ersten Mal, seit Johann Antoni Jenatsch sie 1719 gestiftet hatte, bestieg ein katholischer Pfarrer die Kanzel, um zu predigen. Die Katholiken hatten ihre Hauptkirche im Tal allerdings schon fast zweihundert Jahre früher verloren, als Davos reformiert wurde. Darum ist es ein bedeutendes Ereignis, dass der Bettag zum 500-Jahr-Jubiläum des Bundstags ökumenisch gefeiert werden konnte. Bis dahin war allerdings ein langer Weg zurückzulegen.
Pfarrer Bernd Steinberg von der reformierten und Dekan Pfarrer Kurt Susak von der katholischen Kirchgemeinde nahmen dies symbolisch auf, indem sie den Weg von der Kirchentür zum Chor gemeinsam zurücklegten und sich dabei humorvoll tiefsinnig über die Geschichte unterhielten. Diese war nicht immer nur ein erbittertes Gegeneinander wie in den «Bündner Wirren», sondern in den Anfangszeiten der Drei Bünde auch ein meist friedliches Nebeneinander, weil jede Gemeinde ihre Konfession selber wählen durfte. Im Alltag wurde allerdings wortwörtlich gegeneinander «Gülle geschleudert », wenn die Katholiken ausgerechnet an Karfreitag und die Reformierten an Fronleichnam ihre Felder düngten.
Seitdem haben sich die Zeiten zum Glück geändert. Schon 1991 wurde im Kongresszentrum zum 700-Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, der zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Davos führte. Seitdem sind die Davoser Landes- und freikirchlichen Gemeinden in wachsender Verbundenheit miteinander unterwegs, wie auch die beiden Predigtworte von Pfarrer Steinberg und Pfarrer Susak zeigten. Bei der Aussage «Es verbindet uns viel mehr, als was uns trennt», applaudierten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Gottesdiensts spontan.
Auch das diesjährige Bettagsmandat des Bündner Regierungspräsidenten Jon Domenic Parolini ist ein Aufruf zum Dialog. Heute sind Konfessionsgrenzen zwar kein Hindernis mehr, aber «Bubbles» können genauso gefährlich sein, wenn man sich nur in der eigenen Gruppe bewegt.
Als Gast aus der Politik fasste Landrat Christian Thomann das Mandat zusammen und drückte auch sein Bedauern aus, dass ein Gottesbezug darin fehlt. Für ihn ist es wichtig, dass die Politik nachdenklich bleibt gegenüber den menschlichen Möglichkeiten und Grenzen.
Für viel Buntheit und Fröhlichkeit sorgte der stattliche Bettagschor unter der Leitung von Jürg Wasescha, der problemlos den Bogen vom «Weissen Kreuz auf rotem Band» bis zu «Luegid vo Bärg und Tal» spannte. Zudem wurde die Feier von der Flötistin Heike Thomas und Dieter Friede am Klavier musikalisch bereichert. Nach dem Gottesdienst verweilte man entweder noch im Chor, wo bis Ende September die Ausstellung «Glaube – Fede – Cretta» zu sehen ist, oder begab sich gleich ins Rathaus, wo die Gemeinde zum Jubiläumsapéro einlud.

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Am kürzlichen Bettag spielte sich in der Kirche St. Johann Historisches ab: Zum ersten Mal, seit Johann Antoni Jenatsch sie 1719 gestiftet hatte, bestieg ein katholischer Pfarrer die Kanzel, um zu predigen.

Genauso ist es! Einfach gut! So dachte ich mir, als ich die letzten Tage wieder einmal viele unterschiedlichste Termine zu bestreiten hatte.

Am Samstag, 2. November 2024, findet von 9-11 Uhr die beliebte Davoser Kinder- und Jugendartikelbörse im Kath. Pfarreizentrum, Obere Strasse 33, in Davos Platz statt.