«Leben, heilen, teilen»

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Kirchenfenster aus der Davoser Zeitung vom 10. Juni 2022

In diesen Tagen findet in Davos die Missionssynode 2022 unter dem Leitwort: «Leben, heilen, teilen» statt. Worte, die uns das gemeinsame ökumenische Bemühen, wie wir es in Davos seit Jahren unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Davos (AKiD) erfolgreich praktizieren, vor Augen führen.

«Leben»
Wir leben in einer herausfordernden Zeit. Unser Leben ist durch vielfältige Faktoren bedroht. Pandemien, Krankheiten, Klimawandel, Naturkatastrophen, Kriege, Ausbeutung der Ressourcen, Zerstörung von Lebensgrundlagen, globale Finanz-, Wirtschafts- u. Ernährungsproblematik. Ich könnte diese Aufzählung beliebig erweitern.
Als Christen verbindet uns trotz all dem eine erweiterte Sicht auf das Wort «Leben». Durch die Offenbarung der Inkarnation des Logos, also durch die Menschwerdung Gottes und durch die in Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi geschehenen Erlösung, ist uns in unserem vergänglichem «Leben» ein neues und unvergängliches «Leben» geschenkt. Durch die Taufe sind wir «Wiedergeborene» zum neuen «Leben», wir sind Schwestern und Brüder in Christus.
Als Christen in ihren vielfältigen Gemeinschaften und Denominationen ist es unsere gemeinsame «Mission», die christliche Ethik, den christlichen Glauben sowie die damit verbundene Sicht begründeter Hoffnung und Liebe auf die eine Menschheitsfamilie gemeinsam glaubwürdig und überzeugend in eine säkulare und sich immer mehr in «Kleinzellen» spaltende Welt zu verkünden, damit sie das «Leben» haben und es in Fülle haben (Joh 10,10).
Für diese christliche «Lebens-wirklichkeit» einzustehen, mutig, innovativ, glaubwürdig, kraftvoll, unkonventionell, heilsam, in Einheit mit dem Evangelium, ist das gemeinsame «Lebens-zeugnis» der Kirchen unerlässlich. Es begründet überhaupt die «Lebens-Existenz» des Kirche-Seins.

«Heilen»
In diesem Jahr jährt es sich in der Schweiz zum 400. Mal, als der Kapuzinerpater Fidelis von Sigmaringen (1578–1622) ins Prättigau kam, um die Menschen nach den reformatorischen Wirren zur Einheit im katholischen Glauben zurückführen. Das ging schief: Fidelis von Sigmaringen bezahlte diese seine «Mission» mit dem Leben. Er wurde ermordet. Wir erinnern uns als Kirchen auch daran, was durch Glaubenskriege, durch - aus unserer heutigen Sicht - falsch verstandene Missionsbemühungen und konfessionelle Feindschaften an «Un-heil-vollem» in die Gesellschaft getragen wurde.
Dass reformierte und katholische Christen den Gedenktag des Hl. Fidelis 2022 nach 400 Jahren in einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam begangen haben, war ein starkes Zeichen dafür, die gemeinsamen Wunden zu «heilen».
«Wir wollen Friedenstifterinnen und Friedensstifter sein. Wir könnten meinen: Mit der Vergangenheit müssen wir uns abfinden. Gott ist aber der Herr der Gegenwart, der Zukunft – und auch der Herr der Vergangenheit. Bei Gott ist nichts endgültig geschehen und irreparabel. Mit Gott können wir auch die Vergangenheit verwandeln und neu schreiben. Wir sind heute hier, um den damaligen Ereignissen vor 400 Jahren einen anderen Ausgang zu geben: damit die Vergangenheit in Geschwisterlichkeit mündet. Wir wollen heute hier die Geschichte neu schreiben, verändern – stellvertretend, dass diese Geschichte eine neue Wendung erfährt. Die Geschichte endet anders – in Geschwisterlichkeit», so Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, beim ökumenischen Versöhnungsgottesdienst im April 2022 in Seewis GR.
Wir sind heute mehr denn je eingeladen, in unserer oft «un-heilvollen», ja unbarmherzigen Zeit und gesellschaftlichen Entwicklung, «heilsam und heilend» als Christenheit hineinzuwirken. Nicht durch Beliebigkeit, Synkretismus, nicht mit Ideen und Methoden einer sich im säkularen Pluralismus verlierenden und vereinsamenden «Spassgesellschaft», sondern, indem wir Christus gemeinsam als das Heil der Welt bezeugen, damit auch kommende Generationen am einen Glauben als «erlöste Christenheit» heilsam partizipieren können.

«Teilen»
«Teilen» führt dazu, dankbar, wertschätzend und achtsam zu sein, auf das was ist, was das Leben ausmacht und mit Sinn erfüllt. «Teilen» schliesst mit ein, davon einander etwas «mit-zu-teilen», etwas aus der Hand zu geben und es in die Hand des Anderen zu legen, ohne weiterhin darüber verfügen zu können.
Genau dies war der Weg des Dreieinigen Gottes, indem er sich unserer Welt in Jesus Christus «mit-teilte» und verschenkte. Und dies soll, darf und muss auch unser Weg sein, der Weg des pilgernden Gottesvolkes durch die Zeit. In Caritas, Diakonie, in Seelsorge, Liturgie und Verkündigung, bei gemeinschaftsstiftenden Anlässen und grossherzigen Projekten, zeigt sich das Engagement der Christenheit an allen Orten der Welt.
Ich wünsche den Teilnehmenden der Missionssynode 2022 in Davos, gute Begegnungen, einen fruchtbaren Austausch, sowie ein gelungenes Begegnungsfest mit vielen Davosern und Gästen.

Mit herzlichen Segenswünschen
Pfarrer Kurt B. Susak, Dekan
Katholische Kirche Davos

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