Davos feiert Ostermontag
Als gegen 10 Uhr alle Davoser Kirchenglocken ertönten, verbreitete sich die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus schnell.
von Pfarrer Kurt Benedikt Susak
Viele lieben diese besondere Zeit, weil sie ganz besondere Stimmungen weckt. Viele nützen diese Zeit auch ganz bewusst. Umso irritierter war ich, als ich vor einiger Zeit im «Blick» las: «Schafft Weihnachten ab!» Pfarrer Josef Hochstrasser fordert, die staatlichen Feiertage von Weihnachten müssen abgeschafft werden! Sie seien eine grosse gesellschaftliche Lüge und ein Missbrauch des ursprünglichen Sinns. Ihre Abschaffung sei konsequent und ehrlich. Er will, dass die drei einstigen Weihnachtsfeiertage in Zukunft gewöhnliche Arbeitstage sind. Im Bericht von Pfarrer Hochstrasser, der mittlerweile im ganzen Land diskutiert wird, kommt viel an gesellschaftlicher Wirklichkeit, aber auch an resignativer Selbstauflösungstendenz zum Vorschein. Dies ist verständlich, wenn Pfarrpersonen z. B. immer mehr die ernüchternde Erfahrung machen, sonntags in fast leeren Kirchen Gottesdienst zu feiern und dass das Glaubenswissen und die Verbindung der Menschen zur Gemeinschaft der Kirche stark abnehmen. Die Resignation entspringt aber auch aus einer selbstverursachten Realität, an der die Kirche nicht unschuldig ist. Dem radikalen Relativismus, der fortschreitenden Säkularisierung, dem Verlust an Grundwerten und der zunehmenden Individualisierung hat die Kirche nur selten etwas Wirksames entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Sie schwimmt oft anbiedernd und in Selbstauflösungstendenz auf genau dieser Mainstreamwelle mit.Wenn Gottesdienstbesucher nur noch hören «für mich bedeutet Gott …», «ich stelle mir vor, dass Kirche dies und jenes ist …», «ich sehe das so oder so» und «dass Gott schlicht alle Menschen liebt», dann hat Kirche einer suchenden Gesellschaft nichts mehr mitzuteilen als leere Worthülsen, vorgetragen von gut bezahlten Pfarrpersonen. So wird sie aber dem Verkündigungsauftrag Jesu Christi nicht mehr gerecht und dementsprechend wird Kirche nach und nach schal und stirbt. Die für die Selbstdefinition des Christentums relevanten Fragen und theologischen Zusammenhänge werden seit Jahren oft nicht mehr angesprochen. Dieser Realität folgt schliesslich die Meinung vieler Zeitgenossen: «Um ein guter Mensch zu sein, brauche ich keine Kirche.»
Oberflächlich gesehen stimmt dies sogar, leider. Damit der Glaube seine Strahlkraft wieder gewinnt, braucht die Kirche zu allen Zeiten Mut zur Wahrheit – und zwar zur Wahrheit Jesu Christi. Doch Pfarrer Hochstrasser traut dies der Kirche nicht mehr zu. «Das kirchliche Schlafwagen-Christentum surft auf der Weihnachtswelle lieblich mit. Ohne Folgen», meint er. Ich mache als Pfarrer eine andere Erfahrung. Eine positive! Ja, es stimmt, wo Kirche kein Profil mehr zeigt und den Menschen nichts mehr als Sozialaktivitäten und aufwendig verpackte Allgemeinfloskeln serviert, stirbt Kirche tatsächlich. Wo sie aber mit Freude und Elan den Glauben an Jesus Christus verkündet, den Menschen die Zusammenhänge von Theologie und persönlicher Glaubenserfahrung ermöglicht, da wächst Kirche. So gibt es tatsächlich in der einen Kirche eine sterbende, und eine zum neuen Leben aufkeimende, wo Menschen gerne dabei sind und mitmachen. Meinem reformierten Pfarrkollegen Hochstrasser rufe ich zu: Hat deine bisherige Pfarrertätigkeit keine andere Frucht hervorgebracht als Resignation? Dann musst du etwas an deiner Art, Pfarrer zu sein, ändern. Nicht resignieren, sondern anpacken. Nicht zweifeln, sondern glauben. Die Arbeit im Weinberg des Herrn war immer herausfordernd.
Wir schaffen Weihnachten nicht ab – die verdorrten Früchte am Leib der Kirche Christi schaffen sich selber ab. Übrig bleibt eine Gemeinschaft von Christen mit Zeugnischarakter. Zu diesem kraftvollen KircheSein müssen wir die Menschen einladen und befähigen. Schon Karl Barth betonte: «Wenn Kirche nur noch eine kulturelle Institution statt einer wirklichen Bekenntniskirche ist, dann schafft sie sich selbst ab.» Wie recht er hatte. Ich wünsche uns, dass Weihnachten etwas vom Licht der Glaubensfreude in uns aufleuchten lässt, die uns in Jesus Christus als unserem Herrn und Erlöser geschenkt wurde. Mögen Sie Weihnachten neu entdecken, damit der wahre Sinn dieses Hochfestes nicht abgeschafft wird, sondern in unserem christlichen Land erhalten bleibt.
Mit herzlichen Segenswünschen!
Dekan Pfr. Kurt B. Susak, Davos/Albulatal
Als gegen 10 Uhr alle Davoser Kirchenglocken ertönten, verbreitete sich die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus schnell.
Volle Herzen und volle Kirchen! Ostern, das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi, wurde wiederum mit festlichen Hochämtern in unseren Kirchen gefeiert.
Keine andere Liturgie, wie die der Feier der Hl. Osternacht, strahlt so viel an Theologie, Geschichtlichkeit, Schönheit, Ritualen und Festlichkeit aus!