Totenkultur «vom Winde verweht»?

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In diesen Tagen werden viele die Gräber ihrer Verstorbenen besuchen. Der Friedhof ist der Ort mitten unter uns Lebenden, um der Toten und des Todes zu gedenken.Wir brauchen solche Orte. Hier geht es nicht um Tradition, sondern um echte Kultur, die gegenwärtig in Gefahr gerät.

Allerheiligen

Am heutigen Freitag feiern wir Allerheiligen. Wir erinnern uns an die Vollendung unseres Seins - das Ziel unserer Vergänglichkeit: Das unvergängliche und ewige Leben in Gott, das uns Jesus Christus im Mysterium der Erlösung geschenkt hat. Unser Ziel ist die Vereinigung mit dem Ewigen, oder biblisch gesprochen der Himmel. Deswegen leben wir unser Leben im Bewusstsein einer übernatürlichen Wirklichkeit (Gott) und den Regeln der Liebe (Göttliche Ordnung). Die Heiligen haben dieses Ziel erreicht. Sie sind uns Vorbilder und Wegbegleiter, deren wir ehrend gedenken.

Allerseelen

Am Samstag folgt Allerseelen. Wir denken besonders an unsere lieben Verstorbenen. Dabei erinnern wir uns auch daran, dass all unsere Gedanken, Worte und Werke positive oder negative Energie erzeugen und gerade nach dem Tod geistig-spirituelle Wirkung entfalten. Die Konsequenzen bereinigen wir im Zustand einer seelischen Erneuerung in die Göttliche Ordnung und Wahrheit hinein. Fegefeuer oder Reinigungszustand nennt jenen Prozess die Bibel. An Allerseelen beten wir also für jene Verstorbenen, die noch auf dem Weg in die göttliche Vollendung sind. Der ganze Monat November gilt zudem als «Totenmonat» und als eine Zeit der Besinnung auf den eigenen Tod. Der Herbst selber erinnert uns an das Abklingen, Vergehen und Sterben.

«Vom Winde verweht»

Das Leben aber schwindet nicht einfach dahin. Es lässt Spuren zurück, spürbare und sichtbare. Alle unsere Verstorbenen haben gelebt, gearbeitet, gewirkt und das Ihrige für die Gesellschaft geleistet, innerhalb einer Gemeinschaft, in einer kirchlichen oder überhaupt in einer menschlichen Umgebung. Die Toten sollen einen würdigen Ort der Erinnerung haben, verortet in den so tiefsinnigen liturgischen Riten, Zeichen und Symbolen, besonders im Totengedenken und Gebet auf unseren Friedhöfen. Die gewachsene christliche Totenkultur trägt der Ewigkeitsdimension unveränderlich Rechnung. Doch sie wird verdrängt. Immer häufiger ist bei Todesanzeigen zu lesen: «Die Bestattung der Urne fand im engsten Familienkreis statt …! Die Urne wird an einem vom Verstorbenen bestimmten Ort beigesetzt …! Die Asche wird an einem von ihr geliebten Ort in der Natur verstreut …!» Die Verstorbenen dürfen nicht einfach verschwunden sein, «vom Winde verweht»! Nein! Die Toten sind nicht einfach weg, verstorben, still und privat versorgt (oder gar ent-sorgt) und vergessen. Jeder Tote hat eine unveräusserliche Würde!

Was zählt?

Was zählt im Tod? Der Wunsch der Verstorbenen den Hinterbliebenen nicht «zur Last» zu fallen, die Absicht der Lebenden, der Betroffenen, vielleicht die Finanzen (Erbanteil), die Kosten, die eine «normale» Beerdigung auf einem Friedhof, mit Erdbestattung, Gottesdienst, Grabpflege, Beerdigungsfeier mit Essen usw. fordern? Wäre nicht ein Todesfall im guten Sinne Anlass für jeden Einzelnen, die Verwandten wieder einmal zu treffen, für Begegnung, ein klärendes Gespräch mit der Nachbarschaft, Streit beizulegen, sich zu versöhnen, gemeinsam Trauer und die Frage nach dem Tod aufzuarbeiten – gerade im Angesicht des Todes?

Als Christen bekennen wir doch: «Ich glaube an die Auferstehung der Toten.» Nicht an Wiedergeburt/Reinkarnation/Nichts, sondern Auferstehung im ewigen Leben. Wir glauben, dass Jesus, der Christus, wahrhaft auferstanden ist und lebt. Dieses ewige Leben ist unser Ziel. Und diese Hoffnung drückt sich in einer würdigen Kultur des Todes aus. Die Toten sollen einen ehrenvollen Ort für eine pietätsvolle Totenkultur haben und nicht «vom Winde verweht sein».

Dekan Pfr. Kurt B. Susak, Kath. Kirche Davos

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