Welche Schande, o Herr…

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Einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kirchen, die gerne öffentlich für Ethik, Moral und Gottes Gebote einstehen, haben verabscheuungswürdige Verbrechen und schwerste Sünden begangen. Man muss sich fremd schämen und leidet mit den Opfern unendlich mit!
Missbrauch ist eine Katastrophe. Missbrauch darf es nicht geben. Missbrauch schadet dem wertvollsten was die Kirchen zu vermitteln haben: Vertrauen! Vertrauen ist immer schnell zerstört und lange dauert es, bis Vertrauen wiederaufgebaut ist. Von daher bin ich froh, dass solche abscheulichen Verbrechen endlich aufgedeckt werden und jede Form der Vertuschung ein Ende findet. Wer Missbrauch an Schutzbefohlenen begeht muss mit allen Mitteln des Rechtsstaates bestraft werden.

Gesellschaftliches Problem?
Ist Missbrauch ein gesellschaftliches Problem? Missbrauch findet nicht überwiegend im kirchlichen Kontext statt. Das erschüttert! In den Medien war zu lesen, dass der UNO Präsident für Kinderrechte und führende Aktivist bei UNICEF, also den weltweit höchsten Kinderrechtsorganisationen, wegen mehrfacher Vergewaltigung von Kindern erst kürzlich verurteilt wurde. UNO Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben etwa 60.000 (!) Kinder auf Haiti vergewaltigt. Und auch beim WWF haben durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Jahre schwerste Menschenrechtsverletzungen und sexueller Missbrauch von Kindern und Frauen stattgefunden. Katastrophal ist das Verhalten mancher Urlaubsreisender, die einen Urlaub z. B. in Thailand mit sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlicher verbinden. Ganz zu schweigen von der Kinderpornoindustrie! Dem entschieden entgegenzuwirken ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag.

Entweder – Oder
Missbrauch darf nicht mit zweierlei Mass bemessen werden. Hier gibt es kein entweder – oder. Denn jedes Opfer, egal durch wen es missbraucht wurde, ist ein Opfer. Und Missbrauchte haben ein Leben lang mit schwersten Traumata zu kämpfen. Wenn wir dieses Thema wirklich ernst nehmen wollen, dann muss es ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, das jegliche Form von Missbrauch verurteilt und geahndet wird – egal durch wen und durch welche Institutionen geschehen.

Zweierlei Mass?
Es ist von besonderer Verabscheuungswürdigkeit, dass Missbrauch im kirchlichen Kontext überhaupt stattfinden konnte, wo die Kirchen eine besondere Vorbildfunktion haben. Von daher müssen die Kirchen sich dieser Katastrophe auch im Besonderen stellen, wo sie jahrelang mit lauter Stimme für eine christliche Ethik eingestanden sind. Es ist aber auch zu einfach, jetzt nur auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kirchen zu zeigen und dabei zu verschweigen, dass der Prozentual wesentlich höhere Teil von Missbrauch, nicht im kirchlichen Kontext stattfindet. Es darf nicht übersehen werden, dass die übergrosse Mehrheit der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treu und mit Herzblut in unseren Gemeinden wertvolles leisten und unter Pauschalverurteilungen genauso leiden wie gegenwärtig die ganze Gesellschaft.

Missbrauch von Missbrauch
Es gibt keinen harmlosen Missbrauch. Jeder Missbrauch ist eine Schande. So leiden gegenwärtig auch die Kirchen unter dem Missbrauch. Täter haben auch die Kirchen missbraucht und Jesus Christus und seine Botschaft zutiefst verraten. Ich bin froh, dass Papst Franziskus mit einem Missbrauchsgipfel im Vatikan Klartext gesprochen hat und deutliche Konsequenzen für die Täter bereits stattfinden. Wer den Missbrauch verwendet, um die Kirchen nun pauschal verurteilen zu können, geht einen einfachen Weg. Wer den gegenwärtigen gesellschaftlichen Prozess der Missbrauchsdebatte aber verwendet, um das Seine zu tun, damit im konkreten persönlichen Kontext Missbrauch entschieden entgegnet werden kann, der hilft aktiv mit, die gesellschaftliche Realität entscheidend zu verbessern.

Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu diesem heiklen Thema äussere. Es soll nicht der Eindruck aufkommen, die Kirchen zu verteidigen. Hier gibt es nichts zu verteidigen. Das einzige was es zu verteidigen gibt, sind die Missbrauchsopfer und die Botschaft Jesu Christi. Dafür sich gemeinsam einzusetzen, gerade in der vorösterlichen Busszeit, der Fastenzeit, ist unser aller Auftrag, damit die Schande des Missbrauchs in der ganzen Gesellschaft bekämpft werden kann.

Dekan Pfr. Kurt B. Susak, Kath. Kirche Davos

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